Geschäftsjahr 2012 der Zürcher Kantonalbank
Votum im Kantonsrat vom 15. April 2013
Wir haben es gehört: Das 2011 ausgewiesene Eigenkapitalpolster ist wegreguliert worden. Trotz dem hervorragendem Ergebnis stand die ZKB vor der Aufgabe, neues anrechenbares Eigenkapital acquirieren zu müssen. Die Ausgabe einer Tier One Anleihe am Markt erwies sich als grossen Erfolg. Dank ihrer soliden Verfassung - und sicher nicht zuletzt mit dem Kanton als Eigner im Hintergrund - konnte die Zielmenge an neuen Eigenmitteln übertroffen werden und dies erst noch zu recht günstigen Konditionen.
Erneut floss auch viel neues Kundengeld zur Kantonalbank.
Auch darum verlangt die Zukunft nach weiterem Eigenkapital. Wie lange sich dieser Trend fortsetzt, kann niemand vorher sagen.
In der Vergangenheit profitierten von unsicheren Zeiten stets jene Standorte und Institute, die ganz besonders für Sicherheit und Verlässlichkeit stehen. Mehr als auf kurzfristige Renditespitzen wird in diesen Zeiten auf Werterhalt geachtet. Davon profitiert die ZKB mit ihrem Fokus auf den ihr vertrauten geografischen Wirkungskreis und mit der Staatsgarantie im Rücken besonders. Die SP teilt darum die logisch daraus abgeleitete Strategie der Bankleitung, diese Qualitäten zu stärken und künftigen Eigenkapitalbedarf mit Vorliebe mit dem Kanton zu decken.
Ein Wachstum ohne Schranken ist jedoch abzulehnen. Noch mehr als in der Vergangenheit hat man sich zu fragen, ob man alles anbieten soll, was nachgefragt wird. Und damit sind nicht etwa nur kreative Konstrukte zur mehr oder weniger legalen Umgehung von Steuerpflichten gemeint. Dazu erwarten wir ohnehin, dass die ZKB als Staatsbank nicht Hand bietet. Aber wollen wir wirklich Partnerin sein für jede Art von Finanzprodukten? Ist zum Beispiel jede Leistung die in Guernsey für die ZKB-Kundschaft erbracht wird im Interesse des Standes Zürich? Wo endet jener Auftrag, den die ZKB als Staatsbank hat, und wo beginnt die Wahrungen von Kundschaftsinteressen in ein Spannungsverhältnis zu Zweckartikel und Leistungsauftrag zu geraten? Qualität vor Quantität wäre auch ein guter Leitgedanke für angebotene Finanzprodukte. Für die SP ist der Moment gekommen, wo es gilt, sich den Wesenskern der ZKB in Erinnerung zu rufen. Sind darüber hinaus auswärtige Anleger interessiert, ihre legalen Gelder bei unserer Bank betreuen zu lassen, dann freut uns dies, doch erwarten wir auch von dieser Kundschaft, dass sie akzeptiert, dass die ZKB nicht eine Bank für jede Art von Geschäften ist. Dafür wird exzelente Sicherheit geboten in einem stabilen Umfeld. Darin liegt die Stärke des Zurich Banking!
Durchaus auf dieser Linie liegt es, dass das Wachstum der ZKB im Immobilienfinanzierungsgeschäft 2012 hinter der Branche zurück blieb. Andernorts bekäme man heute einfacher eine Hypothek. Andernorts könnte man seine Liegenschaft höher belehnen. Andernorts müsste man eine tiefere Zinstragfähigkeit mitbringen. Noch muss im Wirtschaftsraum Zürich nicht von einer Immobilienblase gesprochen werden. Aber der Markt ist aufgeheizt und niemand soll die Illusion haben, Werte könnten sich nur nach oben entwickeln. In diesem Sinn begrüsst die SP die Vorsicht bei der privaten Immobilienfinanzierung nach dem Motto Qualität vor Quantität. Sollten die Immobilienpreise stagnieren oder gar moderat zurück gehen, ist damit umfassendem Abschreibungsbedarf schon recht weit gehend vorgebeugt. Das wiederum liegt im allgemeinen Interesse. Hier begrüssen wir die gelebte Zurückhaltung, die wir uns in anderen Geschäftsfeldern vermehrt wünschen.
Wo wir hingegen Ausbaupotenzial erkennen, ist in der Erfüllung des Leistungsauftrages. Natürlich ist der Gewinnanteil von über 260 Franken pro Kantonsbewohner, den die ZKB an Kanton und Gemeinden ausschüttet, beachtlich. Dazu kommen weitere finanzielle und nicht-monetäre Engagements. Doch einiges, was unter den Leitungsauftrag subsummiert wird, gehört heute zum State Of The Art moderner Finanzinstitute. Wir freuen uns ob der vielfältigen Sponsoringaktivitäten der ZKB. Aber Sponsoring betreibt auch die UBS. Wir begrüssen die Angebote an junge Menschen in Ausbildung. Aber massgeschneiderte Banking Pakete für Lehrlinge und Studentinnen bietet auch die CS. Ich bin der Überzeugung, die ZKB macht nach wie vor einen guten Job in der Erfüllung ihres Leistungsauftrages. Bloss bleibt Spielraum nach oben. Und das ist wichtig für die Zukunft: Für die SP ist klar, dass ein grösseres Engagement des Kantons für seine Bank - mittels Ausweitung des Dotationskapitalrahmens - ihr Gegenstück in einem Ausbau des Engagementes der Bank für den Kanton haben muss. Ein konkretes Beispiel dazu: Die ZKB bietet geschätzte Leistungen für Wohnbaugenossenschaften. Sie lebt damit dem Teil ihres Zweckartikels nach, der sie anhält den preisgünstigen Wohnungsbau zu fördern. Da es fast flächendeckend an günstigen Wohnungen mangelt, müsste man annehmen, die ZKB wäre diesbezüglich flächendeckend tätig. Tatsächlich aber konzentriert sich das erwähnte Engagement auf die urbanen Räume wo bereits Wohnbaugenossenschaften präsent sind. Die Landkarte der Genossenschaften weist jedoch etliche weisse Flecken auf. Und zwar nicht nur an Orten, wo ausreichend erschwinglicher Wohnraum existieren würde. So könnten zusammen mit Verbänden und lokalen Partnerschaften aktiv eigene Aktionsprogramme lanciert werden, statt sich darauf zu konzentrieren attraktive Partnerin für schon existierende Genossenschaften zu sein.
Abschliessend zeigen wir uns hoch erfreut ob dem wiederum sehr guten Geschäftsergebnis angesichts des ständig mit neuen, spannenden Herausfordeungen aufwartenden Umfeldes. Wir gratulieren und danken allen Mitarbeitenden auf allen Stufen ausdrücklich für ihre wertvolle Arbeit zu Gunsten der Bank des Zürcher Volkes. Persönlich danke ich den Verantwortlichen der ZKB, welche uns in der AWU stets transparent und oft proaktiv mit Informationen bedienen auch für die Vertrauensvolle Zusammenarbeit, welche es erst möglich macht, dass selbst sensibelste Themen in der nötigen Tiefe diskutiert werden können.